Holger Buck

Holger Buck – (M)ein Freund fürs Leben

Wir trauern um unseren langjährigen Kollegen und Vorstandsmitglied Holger Buck.

Holger Buck ist am 11. August nach schwerer Krankheit mit kurzem Verlauf im Alter von 59 Jahren gestorben.

„Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen, lachenden Munds. Wenn wir uns, mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen, mitten in uns.“ (Rainer Maria Rilke)

Seit vielen Jahren hat sich Holger  verlässlich und ohne großen Aufhebens um die Finanzen gekümmert und uns als Vorstand mit großer Unterstützung und Loyalität zur Seite gestanden. Dafür möchten wir von Herzen „Danke“ sagen.

Wir alle haben Holger Buck als geistreichen, sensiblen und treuen Menschen sehr geschätzt und werden ihn mit seiner feinen, liebevollen und humorvollen Art sehr vermissen.

Viele der Kollegen haben sich durch seinen plötzlichen Tod an ihre erste, meist sehr einprägsame Begegnung mit Holger erinnert.

Eine Geschichte möchten wir gern teilen, genau wie den persönlicher Nachruf von seinem engen Freund Armin Sieber.

Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

Ruhe in Frieden, Holger.


Einstieg als Filmbeschreiberin

(von E. Löhmann)

Durch Holgers plötzlichen Tod wurde mir bewusst, dass ich eigentlich durch ihn zum Hörfilm gekommen bin.

Eines Tages entdeckte im Internet einen Artikel über ‚Filmbeschreibung‘. Ich wurde neugierig und schrieb eine Mail an den Namen, der angegeben war: Holger Buck. Es entspann sich ein interessanter E-Mail-Austausch. Holger erklärte mir in knappen, aber treffenden Worten, was es mit der Filmbeschreibung auf sich hatte.

Erste Begegnung

Motiviert durch Holger Buck machte ich eine Fortbildung bei Bernd Benecke und trat dem Hörfilm e. V. bei. Auf der ersten Versammlung begrüßte Holger mich herzlich und wir stellten fest, dass wir eine Vorliebe für Literatur und vor allem den gleichen Krimi-Geschmack hatten. Danach begann jede unserer Unterhaltungen auf einer Hörfilm-Tagung mit dem Satz: Was liest du gerade? Durch ihn habe ich ungewöhnliche Krimi-Autoren entdeckt und mit großem Vergnügen die Tagebücher von Charles Bukowski gelesen.

Holger Buck war ein unglaublich belesener Kollege, wissensdurstig, begeisterungsfähig, aber auch kritisch. Manchmal habe ich mich gefragt, wann um Himmels willen er das alles liest.

Auf den Tagungen habe ich ihn als engagierten, aufrichtigen Kollegen wahrgenommen, mich hat beeindruckt, dass er sein Ehrenamt als Schatzmeister weiter ausgeübt hatte, obwohl er kein aktiver Filmbeschreiber mehr war.

Er wird uns fehlen!

 


Ein persönlicher Nachruf seines besten Freundes Armin Sieber

Mein Freund fürs Leben

Am Anfang war nicht das Licht, sondern nur ein handgeschriebener Zettel am Schwarzen Brett in der Journalistenschule. Darauf stand, dass der BR Leute sucht. 1988 war das. Drei Anrufe später stand ich dann vor Holger, der mir meinen neuen Job erklären sollte. Ganz schnell waren wir ganz woanders. Bei seiner Magisterarbeit über Wilhelm Genazino und wer in der Saison 1940/41 deutscher Fußballmeister war, Rapid Wien nämlich.

Und dass es in persönlichen Krisen keinen größeren Trost gibt als die Allman Brothers Band „Live at Fillmore East“. Holger hatte da grad eine solche Krise. Drei Tage später saßen wir beim ersten Bier im Haidhauser Augustiner. Wir wohnten nur zwei Straßen auseinander. Und schnell ging mir dann ein Licht auf: Ich hatte meinen Freund fürs Leben gefunden. Das alles zu erzählen, würde jetzt viel Platz brauchen. Aber ein bisschen was geht schon.

So viel ungezählte Zeit

Mit Holger vor der Glotze ohne Ton, wie wir zu unserem eigenen Vergnügen Bayern-Spiele kommentierten. Er immer als Franz Buckenbauer und ich als Gustl Jauche. Uns fehlte jedes Verständnis, warum wir ohne Grimme-Preis blieben. Wahrscheinlich, weil uns niemand gehört hat. Oder die gemeinsame, lautstarke Lektüre von Bukowski-Gedichten mit Malz-Begleitung – Holger als „Buk“, ich als „owski“. Und immer die neuen Bücher von Robert Gernhardt und wer am schnellsten was auswendig konnte. Oder die ganzen Fahrten quer durch die Republik zu unseren Helden Bob Dylan, Neil Young und Paul Weller. Und unsere Tour nach New York.

So viele erzählte Geschichten

Wie Holger sich bei einer Hörspiel-Produktion selbst (echte) Handschellen anlegte, um ein authentisches Geräusch zu erzeugen. Blöd, dass keiner einen Schlüssel für die Dinger hatte. Die Feuerwehr musste dann helfen. Oder Holger mit 30-Zentimeter-Mikrofon in Bärenfell-Mütze in einer öffentlichen Toilette hinter dem Gasteig, um dort Straßenszenen mit Thomas Holtzmann aufzunehmen. Und dann der verstörte Blick eines schweigenden Mannes, der schnell aus dem Örtchen flüchtete. Auch Holgers wie immer überragende Hilfsbereitschaft, die er einer sternhagelvollen Frau am Weißenburger Platz angedeihen lassen wollte, die ihn schließlich mit einem kernigen „Hau ab, Du Dreck“ ihrer Eigenständigkeit versicherte.

So viele geteilte Schicksalsschläge

Der Tod seines und meines Vaters, Beziehungskrisen, Trennungen und neue Lieben und vieles mehr, was hier nicht hingehört. Und wieder seine Zuverlässigkeit und dieses „Niemals einen Freund hängen lassen“. Wie er mir, als ich einmal fast ein Jahr krank war und anfangs kaum aus dem Haus konnte, immer wieder meine Zeitung aus dem Briefkasten geholt und mit zwei Semmeln und einer Rosinenschnecke einfach vor meine Wohnungstür im vierten Stock ohne Lift gelegt hat. Ohne zu klingeln, weil ich da viel geschlafen habe  – wir hatten ja beide die Schlüssel für die Wohnung des anderen.

So viele verpasste Gelegenheiten

Nach New York wollten wir nächstes Jahr nochmal fahren, um dort im Herbst seinen 60. Geburtstag nachzufeiern. Und wo wir dann überall nicht hingegangen sind, weil es uns zu viel war oder weil wir uns über irgendwas gestritten hatten. Das gab es schon auch. Und dann wurde es in den letzten Monaten plötzlich immer weniger. Auch weil Holger leider immer öfter gar nicht mehr reagierte. Da hatte sich die Krankheit schon eingeschlichen. Wir ahnten es nicht. Am Schluss ging alles dann ganz schnell. Keine vier Wochen nach der Diagnose war er tot.

Es ist mir sehr schwer, Holger einfach so ziehen zu lassen. Aber so wird es sein: Geh, mein Lieber. Ich finde Dich wieder.


Gern könnt ihr hier in den Kommentaren eure erste, schönste oder eindrucksvollste Begegnung mit Holger Buck teilen.

1 Kommentar
  1. Stephanie sagte:

    Ich bin geschockt und so traurig. Dass dieser wunderbare Mensch nicht mehr ist. Den ich vor ungefähr 20 Jahren kennenlernen durfte und nur kurze Episoden, die ich aber nicht vergessen werde, in meiner Erinnerung trage. Immer wieder einmal erinnerte ich mich an ihn und was er wohl macht – und dass wir sicher wieder einmal in Haidhausen auf einen Plausch zusammen sitzen würden und uns erzählen, was in all den Jahren passiert ist. Dazu wird es nicht mehr kommen. So bleiben die Erinnerungen an ein paar Episoden in der Hörspielregie in Produktionen mit Jörg Hube und Bernd Schröder, mit letzterem auch ein ungezwungener Abend im Zwingereck und ein gemeinsamer Improtheaterworkshop. Holger, Du bleibst trotz der kurzen und wenigen geteilten Zeit ein Mensch, der mir mit seiner feinsinnigen, zugewandten Art nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Gute Reise und ja, wie Armin Sieber es schrieb: wir finden uns wieder. Woanders.

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