Dreiviertelmond

Filmtyp: Spielfilm
Genre: Drama
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2011
Dauer: 92min
Regie: Christian Zübert
Cast: Elmar Wepper, Mercan Türkoglu, Ivan Anderson, Katja Rupé, Marie Leuenberger
Jahr der Beschreibung: 2011
Produktion: BR/Majestics
Beschreibung: Elisabeth Regenhard, Helmut Schmid, Sascha Schulze
AD-Einsprache: Friedrich Schloffer
Medien: DVD, Fernsehen
Inhaltsangabe: „Ich habe doch gesagt, alle metallischen Gegenstände aufs Band.“ Mit der Türklinke, die das kleine Mädchen in der rechten Hand hält, kann sie der Beamte am Flughafen wirklich nicht durch die Sicherheitskontrolle lassen. Nach genauer Inspektion und erfolglosen Versuchen, ihr die Klinke abzunehmen, geben die Männer schließlich nach: „Na gut, dann gehen sie eben durch. Aber schnell!“ Hayat heißt das kleine Mädchen und es hält die Klinke in der Hand, weil sie nicht wegwollte von zuhause, aus der Türkei, sich festklammerte an der Wohnungstür. Da blieb ihrer Mutter Gülen nichts anderes übrig, als die Klinke abzuschrauben. Da sie beruflich auf Reisen geht, muss sie ihre Tochter zu ihrer Großmutter nach Deutschland bringen. In Nürnberg angekommen, Hayat immer noch mit der Klinke in der Hand, steigen sie am Flughafen in ein Taxi. Der grummelige Fahrer, Hartmut Mackowiak, ist gar nicht begeistert, dass sie das Gepäck mit nach vorne nehmen wollen – das gute Leder – er entreißt Gülen den Trolley und verstaut ihn im Kofferraum. Die beiden wollen in den Bezirk Gostenhof, „Gostanbul“ bemerkt Hartmut abfällig. Während der Fahrt beginnt die Mutter mit ihrer Tochter Deutsch zu üben: „Danke schön“, „Guten Tag“. Der Fahrer mischt sich ein: „Bei uns sagt man ja eher "Grüß Gott“. Hayat spricht eifrig nach, Gülen lobt sie, dass sie jetzt schon eine richtige Bayerin sei. Doch das kann Hartmut so nicht stehen lassen: „Oh, da müssen Sie a weng aufpassen. Mir sind hier nicht in Bayern. Mir sind in Franken.“ Trotz eines Lächelns meint er das sehr ernst. Als Hartmut an einer Ampel von einem farbigen Taxikollegen nach einer bestimmten Straße gefragt wird, er ihm die Hilfe verweigert und sich danach darüber aufregt, wer ihnen heutzutage alles die Fahrten wegnimmt, flüstert Gülen genervt „Nazi“. Hayat fragt so laut nach der Bedeutung – „netter Onkel“ wie ihr die Mutter erklärt – dass es nun auch Hartmut hört. Gülen versichert ihm, das sei ein ähnlich klingendes türkisches Wort, „Nasi“. Hartmut glaubt ihr kein Wort, ist verärgert, lässt sich wegen so was doch nicht als Nazi beschimpfen. Die weitere Fahrt verläuft wortlos, nur Hayat winkt dem „netten Onkel“ liebevoll zum Abschied. Bei der Großmutter abends im Bett lässt Hayat im Schlaf endlich die Türklinke fallen. Hartmut bekommt zuhause Besuch von seiner Tochter Verena. Sie hat für ihn eingekauft – eine Aufgabe, die normalerweise seine Frau Christa übernimmt, doch im Moment ist er alleine. Christa hat ihn nach 30 Ehejahren verlassen. Für Hartmut unverständlich: „Vor drei Monaten kauf ich ihr noch a neue Küche, mit allem drum und dran... Soft-Close, des musst unbedingt sein. Und vier Wochen später haut se ab, erklär mir des mal, was soll des?“ Verena versucht ihren Vater aufzumuntern, zeigt ihm eine Broschüre für „Best Ager-Trips“. Doch der mürrische Hartmut hat kein Interesse daran, neue Leute kennenzulernen, was Neues zu sehen, aus seinem üblichen Trott auszubrechen. Gülen ist bereits abgereist, die Großmutter versucht ihre traurige Enkelin mit einem gemeinsamen Abendgebet abzulenken. Hayat richtet die Gebetsteppiche, konzentriert folgt sie den Anweisungen der Großmutter und spricht ihr nach, sie will ihre Sache gut machen. Als die Großmutter sich hinkniet, zusammensackt und auf der Seite liegen bleibt, tut Hayat es ihr gleich. Für eine Weile liegen sie so nebeneinander – bis das kleine Mädchen realisiert, dass das längst nicht mehr Teil des Gebetes ist, dass es ihrer Großmutter nicht gut geht. Panisch schreit sie um Hilfe. Die Hand ihrer Großmutter und den Wohnungsschlüssel hält Hayat genauso fest wie damals die Türklinke. Den Sanitätern bleibt nichts anderes übrig, als sie hinten mit in den Krankenwagen zu nehmen, erst im Krankenhaus gelingt es ihnen durch Erschrecken der Kleinen die beiden zu trennen – die Großmutter kommt auf die Intensivstation, Hayat soll warten. Verwirrt und traurig zurückgelassen, vertreibt sie sich die Zeit, spielt Murmeln mit den Hydrokultur-Steinchen der Pflanzen. Wartet und wartet – bis sie am Krankenhaus-Eingang ein bekanntes Gesicht entdeckt: Hartmut, der Taxifahrer, hat gerade jemanden abgeliefert, und staunt nicht schlecht, als plötzlich auf seinem Rücksitz das kleine türkische Mädchen sitzt und den „netten Onkel“ freudig mit „Nazi“ begrüßt. Ihre Frage nach der Großmutter versteht er nicht, will sie wegschicken, doch die von der Aufregung und vom Warten völlig erschöpfte Hayat schläft sekundenschnell ein. Und nun? Überfordert mit der Situation, fährt Hartmut das Mädchen kurzentschlossen nach Hause, er kennt ja ihre Adresse. Er klingelt, doch keiner öffnet. Mit dem Schlüssel, den die immer noch schlafende Hayat in der Hand hält, schließt er auf, in der Hoffnung, die Mutter oder Großmutter in der Wohnung anzutreffen. Doch es ist keiner da. Er legt das Mädchen auf die Couch und geht. Verärgert über die unbezahlte Taxifahrt kehrt er am nächsten Tag zurück, um sein Geld einzufordern. In der Wohnung ist das kleine Mädchen immer noch alleine. Sie freut sich ihn zu sehen, versteht und weiß, wo sie in der Wohnung „Geld“ für Hartmut findet, will, dass er sie wieder ins Krankenhaus zur Großmutter fährt. Doch Hartmut weiß nicht, wovon sie redet, gibt ihr genauestens das Wechselgeld zurück und lässt sie zurück: „Schlimm genug, dass sich dei Eltern ned um dich kümmern. Aber des is ned mein Problem, Adieu.“ Hartmut hat eine Verabredung mit seiner Frau Christa. Seit zwei Monaten treffen sie sich regelmäßig in einem Café, Christa hat die Hoffnung, dass sich an ihrer Beziehung vielleicht was verändert – durch Reden. Doch Hartmut ist gefrustet: „Außer Spesen nix gewesen.“ Ihre Diavorträge, Nordic Walking, Ho-Chi-Minh oder Tai-Chi, das hat er alles durchgehen lassen, auch als sie wieder arbeiten wollte und letztlich zu ihrer Schwester gezogen ist, dachte er, das ist eine Phase und geht vorbei. Aber jetzt reicht es ihm, er will endlich wissen, woran er ist. Doch Christa braucht Zeit. Eigenbrötlerisch und missmutig geht Hartmut seiner Arbeit nach, redet nicht mit seinen Fahrgästen, lässt sich durch die Stadt treiben. Schließlich packt ihn das schlechte Gewissen, das kleine Mädchen alleine zurück gelassen zu haben. Er holt sie ab und fährt mit ihr schließlich noch mal ins Krankenhaus – dort stellt sich heraus, dass die Großmutter im Koma liegt. Während Hayat am Krankenbett bleibt, erfährt Hartmut von einem Kollegen, dass seine Frau sich mit einem anderen Mann herumtreibt. Er ist geschockt, das hat ihm gerade noch gefehlt. Hartmut verfolgt sie und sieht es mit eigenen Augen: Ein Volvofahrer! Viel nachdenken kann er erst mal nicht, denn da ist ja immer noch das kleine Mädchen, um das er sich kümmern muss. Mithilfe eines türkischsprechenden Dönerverkäufers entlockt er Hayat, dass ihre Mutter auf einem Schiff arbeitet, telefonisch ist sie nicht erreichbar. Über den Vater schweigt sich das Mädchen aus. Als Hartmut sie schließlich bei der Polizei abliefern will, kommt er nicht weit. Hayat hält sich im Auto mit ihrer bekannten Hartnäckigkeit fest, schreit so sehr, dass die Leute schon schauen. Hartmut will keine Scherereien. Er kommt keinen Schritt voran, hat Hayat also immer noch an der Backe. Was bleibt ihm übrig, als sie mit zu sich nach hause zu nehmen? Doch das kleine Mädchen passt so gar nicht in Hartmuts Welt. Sie fasst alles an, benutzt verbotenerweise sein Handy und ruft aus Versehen bei Hartmuts Frau an. So muss er wohl oder übel mit Christa telefonieren, stellt sie zur Rede und erfährt, dass sie mit dem Volvofahrer eine Beziehung führt. Aufgebracht und zornig legt er auf, schreit nun auch Hayat an, die Milch verschüttet im Eifer des Gefechts auf dem guten Sofa. Hayat ist total verschüchtert. Im alten Kinderzimmer seiner Tochter macht Hartmut ihr das Bett zurecht, doch sie baut sich eine Höhle und schläft eingeschnappt auf dem Boden. Am nächsten Morgen versucht Hartmut mithilfe des Telefonbuchs der Großmutter jemanden zu finden, der sich um Hayat kümmert – doch erfolglos. Nur Mailbox oder Unbekannte, die keine Verantwortung übernehmen wollen. Auch seine Tochter sieht es nicht ein, auf ein wildfremdes Mädchen aufzupassen, sie hat genug zu tun mit der Eröffnung ihres Schuhcafés. Wie sieht das überhaupt aus, dass sich ihr Vater mit einem kleinen Mädchen herumtreibt! Verwundert stellt sie fest, dass Hartmut zu Hayat netter ist als zu seiner eigenen Familie. Der neue Mann in Christas Leben lässt Hartmut keine Ruhe. Beim Auskundschaften des „typischen Deutschlehrer- Holzhauses“ werden er und Hayat beinahe von Christa erwischt. Sie wohnt also sogar schon bei ihm! Gemeinsam demolieren Hartmut und Hayat seinen Volvo. Die „Geheim-Mission“ schweißt die beiden immer mehr zusammen: Hayat zeigt Hartmut, wie man richtig Nüsse isst, er bringt ihr das Angeln bei und auch das Fluchen in seinem Taxi-Jargon: „Blinder“, „Hundskrüppel, verreckter“, „Brunzkiebel“. Völlig unverhofft meldet sich plötzlich der verschollene Vater. Doch dieser würde eher einen Wildfremden dafür bezahlen, auf Hayat aufzupassen, als sich selbst um sein Kind zu kümmern. Er hat eigentlich keine Zeit und keinen Bezug zu der ihm unbekannten Tochter. Doch er ist immerhin der Vater. Hartmut lässt schließlich eine enttäuschte und unsichere Hayat bei ihrem Vater zurück. Er steht selbst ganz neben sich, wird nachdenklich. Zuhause, im leeren Haus, wird ihm bewusst, wie einsam er eigentlich ist. Hartmut gibt sich einen Ruck und fährt am nächsten Tag zu seiner Frau, um ihr zu sagen, dass er sie vermisst. Er will sie zurück, will sein Leben und sich ändern... Ohne sie kommt er einfach nicht mehr klar. Christa ist gerührt, doch für sie ist es jetzt zu spät. Sie will die Scheidung. Damit hat Hartmut nicht gerechnet, das wirft ihn aus der Bahn. Völlig vernebelt steigt er in sein Taxi, nimmt seine Umgebung überhaupt nicht mehr war – und baut einen Unfall. Mit einem Schleudertrauma kommt er ins Krankenhaus. Ihm wird klar: Es ist Zeit für einen Neuanfang. Und so wagt er nach und nach kleine Schritte in ein neues Leben ...