Der mit dem Wolf lebt

Filmtyp: Dokumentation
Genre: Reportage
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2021
Dauer: 30min
Regie: Lena Lobers und Carina Nickel
Cast:
Jahr der Beschreibung: 2020
Produktion: Nicht bekannt
Beschreibung: Nicht bekannt
AD-Einsprache: Nicht bekannt
Medien: TV
Inhaltsangabe: Ein gut situierter Familienvater, Anwalt und Kommunalpolitiker kehrt der Gesellschaft den Rücken und lebt fortan mit Wolfshunden im Wald. Warum tut er das? „37°“ begleitet den Aussteiger bei der täglichen Herausforderung, sich als Rudelchef zu behaupten, und versucht zu verstehen, warum ihn das Leben mit den Wolfshunden so viel mehr erfüllt als sein früheres – inmitten seiner Familie und im Dienste der Gesellschaft. Ein drei Meter hoher Metallzaun markiert das Ende einer unbefestigten Waldstraße. Zwischen Bäumen, Gestrüpp und Drähten liegt eine kleine Holzhütte. Die Luft ist feucht und schwer, es riecht nach rohem Fleisch: Mittagszeit für Christian Berges tierische Familie. Auf großen Tellern trägt der klein gewachsene Mann ganze Hühnchen in die Gehege. Die hüfthohen Raubtiere beobachten ihn, pirschen sich langsam an. Als Berge gerade den Zaun hinter sich zuzieht, schnellen sie hervor. Seit 2004 lebt der 57-Jährige gemeinsam mit seinen Tieren als Familie in Buchholz an der Aller. Die Wolfshunde lassen sich optisch kaum von einem wilden Wolf unterscheiden, und auch ihr Verhalten ist weit entfernt von dem eines wohlerzogenen Haushundes. Mit vorsichtigen Schritten und leuchtenden Augen betritt ein großes, graues Tier das spartanisch eingerichtete Wohnzimmer. Der Raum erinnert mit dem zerschlissenen Sofa, dem abgewetzten Teppich und den Bissspuren an den Dielen an eine große Hundehütte. Auf einem Regal über dem Türrahmen steht eine mit Strasssteinen verzierte Urne. Darin die Asche von Berges „Seelenwolf“ Noomi – so nennt er seine erste Wolfshündin. Sein größter Wunsch: einen wilden Wolf in der Natur sehen und an dieser Stelle die Asche seines geliebten Tieres verstreuen. In seiner Vergangenheit lebte Berge ein bürgerliches Leben: Mit seiner Frau, zwei Kindern und einem Familienhund wohnt er im Speckgürtel von Hannover, arbeitet als Familienanwalt im Dorf, engagiert sich ehrenamtlich und in der Kommunalpolitik. Mit der Zeit lasten die täglichen Anforderungen schwer auf seinen Schultern. Zum körperlichen Ausgleich fährt er stundenlang Rennrad, nicht selten bis zur totalen Erschöpfung. In dieser Zeit beginnt Berge, der früher Angst vor Hunden hatte, sich für Wölfe zu interessieren, und er schafft sich nach und nach zwei Hunde und drei Wolfshunde an. Die Diagnose Burnout stellt Berges Leben auf den Kopf. Es folgt die Scheidung. Berge zieht aus, flüchtet in den Wald. Die Tiere nimmt er mit. Berge möchte weit weg sein von der Gesellschaft und ihren Normen, fühlt sich von den Menschen nicht verstanden. Zu seinen fünf Tieren kommen weitere Wolfshunde hinzu. Je näher sie genetisch am Wolf sind, umso größer Berges Faszination. Früher kämpfte er für Familien, nun haben die Raubtiere diesen Platz eingenommen. Als „Anwalt der Wölfe“ verdient er durch Vorträge das Geld, das er für sein spärliches Leben braucht. Seine Kinder akzeptieren mittlerweile das neue Leben ihres Vaters, besuchen ihn aber nur selten. Im Freundeskreis von Berge finden sich vor allem Wolfsfans und Aktivisten, mit denen er seine Faszination teilen kann. Der Einsamkeit in der Holzhütte entkommt Berge durch die sozialen Medien. Dort postet er täglich Fotos, Videos und Texte zu seinen Tieren und zum Thema Wolf – letztere vor allem in Richtung der Wolfsgegner. Die Diskussion über die Chancen und Risiken durch die Rückkehr der wilden Wölfe in Deutschland ist in vollem Gange. Christian Berge, der sich selbst als „Speerspitze des Wolfsschutzes“ sieht, hat mit seiner Haltung schon viele Wolfsgegner gegen sich aufgebracht. Er sagt, er wolle für die Tiere kämpfen, solange er Kraft dafür hat. Die braucht er auch, um sich immer wieder als Anführer des Rudels durchzusetzen. Wie lange wird der 57-Jährige noch durchhalten – körperlich wie mental? Der Film zeichnet ein Porträt des ehemaligen Anwalts und heutigen Wolfsschützers Berge. Um zu verstehen, weshalb er seinem bürgerlichen Leben den Rücken gekehrt hat, unternehmen die Filmemacherinnen eine Reise in Berges Vergangenheit und begleiten ihn über ein Jahr lang in seinem Alltag. Ein Film über ein Leben Tür an Tür mit den Raubtieren und einem Menschen, der sich nichts Schöneres vorstellen kann. (ZDF)