Wem gehört der Osten? – Die Elbe

Filmtyp: Dokumentation
Genre: Land und Leute
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2017
Dauer: 44min
Regie: Lutz Hofmann
Cast:
Jahr der Beschreibung: 2020
Produktion: MDR
Beschreibung: Florian Eib
AD-Einsprache: Michaela Khamis
Medien: TV
Inhaltsangabe: Tausende Betriebe und hunderttausende Wohnungen, Millionen Hektar Wald und Land, all das hatte die DDR einst als Volkseigentum deklariert. Mit dem Mauerfall kommt die schwierige Frage: wem gehört im Osten eigentlich was und wem soll es in Zukunft gehören? Im größten Umverteilungsprozess des Nachkriegseuropa sind die Filetstücke im Osten schnell vergeben.
Aber auch Seen und Flüsse, die Ufergrundstücke, Häfen, Schiffe, Brücken, Industrieflächen wie Werften, Deiche und das Wasser darin - all das muss jetzt teilweise neu bewertet werden, und auch, was davon überhaupt zum Verkauf steht.

Im Fall der Elbe ist eines sofort klar: Die knapp 500 ostdeutschen Elbe-Kilometer werden Bundeswasserstrasse. Der Flusskörper von Ufer zu Ufer gehört seit 1990 dem Bund. Was allerdings aus dem weitestgehend naturnah belassenen Strom werden soll, darüber streiten sich seither Binnenschiffer, Hafenbetreiber, Wirtschaftsverbände und Verkehrsexperten mit Natur,- und Umweltschützern auf allen Ebenen. Noch 1989 gehörte die Elbe zu den meist befahrenen Flüssen Europas. Trotzdem seither hunderte Millionen Euro in Sanierung und Ausbau der Bundeswasserstrasse und der ostdeutschen Häfen fließen, verliert der Elbe-Schiffsverkehr fortwährend an Bedeutung. Auf der anderen Seite kommen jedes Jahr mehr Touristen an die Elbe, um die intakten Naturlandschaften zu genießen.

Vor der Wende gilt die Elbe noch als dreckigster Fluss Europas und hat wenig schmeichelhafte Beinamen: Giftbrühe, Kloake, chemische Reinigung. Pflanzen sterben in der Elbe und Fische verenden damals tonnenweise.

Heute gibt es hier wieder 45 verschiedene Fischarten. Fischereimeister Gernot Quaschny aus Havelberg hat 30 Elbe-Kilometer und etliche Binnengewässer in Elbnähe gepachtet. Seine Fische landen heute wieder an den Fisch-Verkaufstresen in Sachsen- Anhalt.
Das Wunder der Elbe: So nennen es noch heute viele Naturschützer. Denn nach dem Ende der ostdeutschen Chemie-Industrie erholte sich die Elbe schnell wieder und erreicht heute vielerorts Badewasser-Qualität.

Viele Unternehmen am und auf dem Fluss leben heute von den Touristen.
Bernd Frenzel macht sich schon 1990 selbständig und betreibt seither in Pirna eine Fahrgastreederei. Sein erstes Schiff kaufte er schon 1980 für 3000 DDR-Mark von einem Schrotthändler. Erst zehn Jahre später, nach der deutschen Einheit, kann er den Dampfer für 300.000 D-Mark sanieren und stellt ihn 1991 wieder in Dienst. Knapp 20 Jahre pendelt er mit seiner "Sachsenwald" im Elbtal der sächsischen Schweiz zwischen Pirna und dem tschechischen Decín. Doch nach mehreren Dürrejahren ist die Elbe zu flach geworden. Heute fährt Frenzel mit zwei dieselgetriebenen, flachgehenden Motor-Schiffen die Touristen durch die sächsische Schweiz und wartet auf bessere Zeiten für seinen Dampfer.

Marko Knuth kaufte 1996 die Elbfähre in Rogätz zwischen Magdeburg und Tangermünde und hat mit ihr auch das Rogätzer Elbe-Fährrecht erworben, vergeben schon vor 600 Jahren an der damals regional bedeutenden Handelsstraße. Ein Fährrecht gilt auch heute noch bei Banken als Sicherheit. Knuth investiert und stellt 2002 für 1,2 Millionen Euro eine neue Fähre in Dienst und pachtet Uferflächen für einen neuen Anleger. Marko Knuth ist heute der einzige private Fährunternehmer an der Elbe in Sachsen-Anhalt. 80 Mal pendelt der ehemalige Binnenschiffer täglich von Ufer zu Ufer und hat sein Glück an der Elbe gefunden.

30 Jahre nach der Wiedervereinigung sagen sich mancherorts Fuchs und Hase gute Nacht und viele Natur-Landschaften rauben Besuchern den Atem. Längst sind sich aber viele noch uneinig, wie es mit dem Strom weitergehen soll, an den Ufern und auf dem Fluss, der niemandem gehört und doch allen zugleich. (ARD)