Der Osten – Entdecke wo du lebst: Rasthof Börde – Ein Stück Westen an der Autobahn

Filmtyp: Dokumentation
Genre: Land und Leute
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2018
Dauer: 30min
Regie: Rita Kundt
Cast:
Jahr der Beschreibung: 2018
Produktion: MDR
Beschreibung: nicht bekannt
AD-Einsprache: nicht bekannt
Medien: TV
Inhaltsangabe: "Das war so ein anderes Licht dort, heller. Das war kein DDR-Licht!", erinnert sich Gudrun Sötter noch heute an ihre Intershop-Besuche. Die Sachen aus der bunten Welt des Intershops hat sie noch heute.

Anfang der 80er Jahre entstehen in der DDR Intershop-Kaufhallen. Auch der Rasthof Börde ist eine dieser exklusiven Geld-Quellen. Es ist die größte Bauphase dort seit der Nazizeit. 1938 eröffnete auf der neuen Reichsautobahn Hannover-Berlin der erste deutsche Autobahn-Rasthof mit Hotel. Die idyllische Anlage ist der Prototyp weiterer geplanter Rasthöfe, ein Versprechen auf Modernität und Freiheit. Der 84-jährige Erhard Beulecke erlebte den Bau als Kind mit. Er erinnert sich, dass der Rasthof Börde mit seinem großen Hotel, Gaststätten, Parkplätzen "und sogar Frisör!" Sehnsuchtsort für die Anwohner des nahen Dorfes Hohenwarsleben war: "Hier war alles frei. Man konnte bis zur Reichsautobahn schauen und natürlich direkt auf den schönen neuen Rasthof."

Nach dem Krieg und der dann folgenden deutschen Teilung liegt der Rasthof Börde an der Transitstrecke zwischen BRD und Westberlin und wird zu einer der ergiebigsten D-Mark-Quellen in der DDR. Zwei Restaurants und drei Intershops sorgen mit ihren gezielt kalkulierten Preisen für Kauflust bei den westlichen Besuchern. Die meisten DDR-Bürger dagegen dürfen dort nicht einkaufen, nur den Duft unerreichbarer Westwaren schnuppern. "Selbst wir Verkäuferinnen aus der Intershop-Kaufhalle mussten mit unseren Forumschecks nach Magdeburg in den Intershop fahren", erzählt Else Reinecke bei der Spurensuche auf dem Gelände des einstigen Rasthofes. Sie war Herrin über die Kassen im 1.000 qm großen Intershop.

Der Rasthof nahe der Grenze ist Treffpunkt zwischen West und Ost. Hier begegnen sich zerrissene Familien, tauschen heimlich Zeitungen und Waren. Hier suchen Ausreisewillige die Bekanntschaft von Lkw-Fahrern oder klettern im Dunkeln unter die Planen der Anhänger - trotz der ständigen Präsenz der Stasi, die vor Ort residiert und den Rasthof mit zahlreichen Kameras überwacht.

1990 wird weiter kräftig investiert und renoviert, noch einmal liegt Aufbruchsstimmung in der Luft. Aber dann soll die Autobahn erweitert werden, die alten Gebäude müssen weichen. Überraschend - und für viele noch heute unverständlich - endet die Geschichte des Rasthofs unter grauem Asphalt. (MDR)