37 Grad: Im Ruhestand am Nordseestrand

Filmtyp: Dokumentation
Genre: Reportage
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2018
Dauer: 28min
Regie: Johann Ahrends
Cast:
Jahr der Beschreibung: 2018
Produktion: Unbekannt
Beschreibung: Nicht bekannt
AD-Einsprache: Nicht bekannt
Medien: Fernsehen
Inhaltsangabe: Baltrum: Nordseewellen, saubere Luft, keine Autos, wenig Stress und viel Ruhe - ein Ferienparadies. Für viele Senioren ist es ein Herzenswunsch, hier im Alter zu leben. Wie geht das?
Baltrum hat 500 Einwohner, viele möchten ihren Lebensabend auf der Insel verbringen. Pflegenotstand soll zumindest kein Problem sein. Deshalb haben die Baltrumer "Gode Tied", einen Pflegedienst in Eigeninitiative, gegründet. Wie sieht das "Altsein" wirklich aus?
Baltrum ist die kleinste ostfriesische Insel, fünf Kilometer lang und 1,5 Kilometer breit, die Welt scheint hier noch heil zu sein. Das macht Baltrum attraktiv, sowohl für die Touristen, die jährlich kommen, aber auch für die "Alten". Sie wollen, solange es geht, auf der Insel bleiben.
Um das möglich zu machen, gibt es den Pflegedienst "Gode Tied". Der Verein hat 160 Mitglieder, jeder bezahlt 60 Euro pro Jahr, zwei Pflegerinnen werden durch Pflegegeld und Krankenkasse bezahlt, so können die "Alten" zu Hause versorgt werden. Davon profitieren auch pflegebedürftige Urlauber und die Zugereisten, die auf der Insel im Alter Gemeinschaft und Unterstützung suchen. Doch wie sieht das Altsein auf Baltrum aus? "37 Grad" begleitet alte Insulaner und zugewanderte Senioren.
Eingebettet in die Großfamilie: Olga ist bereits 93 Jahre alt, sie genießt die Fürsorge ihrer Kinder, Enkel und Urenkel. Alle leben auf der Insel, die meisten vermieten an Feriengäste oder arbeiten in der Gastronomie. Olga ist gleich nach dem Krieg nach Baltrum gekommen und hat zusammen mit ihrem Mann in einer Bretterbude Lebensmittel verkauft. Seit 70 Jahren kümmert sie sich um die Buchführung - zuletzt auch für den Hotelbetrieb ihres Enkels Olaf. Dessen Tochter Lena ist jetzt in den Betrieb eingestiegen und wird gerade von ihrer Uroma eingearbeitet.
Olgas Lebensmotto ist: So selbstständig wie möglich bleiben! "Ich möchte noch so viel, was ich selber machen kann, auch selber machen. Sie meinen es alle gut. Aber wenn ich das selber kann, dann sollen sie mich gewähren lassen." Olga kocht manchmal für die Familie, geht einkaufen und fährt auch selbstständig mit ihrem Elektromobil zum Arzt. Einmal am Tag kommt der Pflegedienst und versorgt die rüstige Rentnerin mit Kompressionsstrümpfen. Im Sommer heiratet ihr erster Urenkel Nils - da möchte sie auf alle Fälle dabei sein.
"Die Insel bedeutet mir eigentlich alles. Ich möchte hier sterben. Wirklich wahr. Ich möchte nicht ans Festland." Jupp (80) ist als fröhlicher Gastwirt zum Inseloriginal geworden. 1966 kam er zusammen mit Ehefrau Ulla nach Baltrum und hatte es anfangs nicht leicht mit den Einheimischen. Aber Jupp mischte sich schnell überall ein, spielte Theater, predigte in der Kirche und saß im Inselrat. Und während seine Frau im Restaurantkeller das Essen kochte, versorgte er die Gäste an der Theke mit Getränken und Witzen.

Doch nun musste er den "Seehund" an seine Tochter Martina übergeben, denn Jupp ist krank. Mehrmals musste er schon mit dem Hubschrauber aufs Festland ins Krankenhaus gebracht werden. Zurück auf der Insel, wird er nun jeden Morgen vom Pflegedienst versorgt. Jupp hat einen sehnlichen Wunsch: Er will auf der Insel bleiben. Doch wie lange wird er noch Einheimische und Touristen unterhalten und mit seinem Elektrorollstuhl "Silberpfeil" im Dorf unterwegs sein?
Renate (69) und Günther (80) sind "Zugereiste". Sie leben erst seit sieben Jahren auf Baltrum. Renate hat nur noch ein Drittel ihrer Lunge und braucht die Nordseeluft zum Atmen: "Ich sage immer, wenn es später kein Paradies gibt, ist das nicht so schlimm. Ich hatte das schon zu Lebzeiten auf Erden." Für ihren Mann steht die Gesundheit seiner Frau an erster Stelle. Die "Integration" war anfangs nicht leicht. Doch Günther ist Musiklehrer und hat auf der Insel eine Brassband mit Jugendlichen gegründet, um Kontakt zu bekommen.
Die beiden haben bereits auf anderen Nordseeinseln gelebt, aber auf Baltrum können Rollstuhlfahrer direkt ans Meer fahren, deshalb musste es im Alter diese Insel sein. Mitten im Dorf haben sie sich ein kleines gemütliches Haus gebaut - für einen ruhigen Lebensabend ohne Autos, Lärm und Stress. Renate geht es seitdem besser. Jeden Tag geht sie mit Hündin Jule spazieren. Doch Günthers Gesundheitszustand wird immer schlechter. Er hat Diabetes und muss vom Pflegedienst versorgt werden. Günther möchte noch sein letztes großes Konzert in der Inselkirche geben, doch was passiert danach, wenn es ihm schlechter geht?
(Quelle: zdf.de)